EL SECUESTRO DE LA NOVIA

Regie, Buch Sophia Mocorrea

BERLIN: Location Regie Produktion |
D 2023 | SPIELFILM | 30 MIN


ML1
EL SECUESTRO DE LA NOVIA | TAGTRAUM | 74 MIN

Vorführungen am

DO 13.04, 19:00 City Kino Wedding
Tickets

Fr, 14.4. 22:15 Babylon 3
Tickets

©JacobSauermilch

Synopsis

Luisa aus Buenos Aires und Fred aus Brandenburg haben sich ihr eigenes Universum geschaffen. Auch wegen bürokratischer Vorteile beschließen sie, im kleinen, intimen Rahmen zu heiraten. Ihre Familien hingegen planen über Kontinente hinweg eine große Feier in Freds Heimatdorf. Zunehmend mit stereotypen Rollenbildern konfrontiert, werden Luisa und Fred zu Außenseiter:innen der eigenen Hochzeit. 

Uraufführung 73. Internationale Filmfestspiele Berlin 

Regie, Buch Sophia Mocorrea Schauspiel Rai Todoroff, David Bruning, Anne Kulbatzki, Tatiana Saphir, Michaela Winterstein, Patricia Pilgrim Kamera Jakob Sauermilch Schnitt Jannik Eckenstaler, Sofia A. Machado Ton Jonas Albani Szenenbild Mandy Peterat Kostüm Amelie Sabbagh, Viktoria Posavec Musik Luca de Michieli, Linus Rogsch Redaktion Verena Veihl (rbb) Producerin Sarah Valerie Radu Produktion Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF Koproduktion rbb 

Bio
Sophia Mocorrea, deutsch-argentinische Regisseurin und Drehbuchautorin, hinterfragt in ihren Arbeiten Strukturen, in denen Menschen innerhalb und zwischen Kulturen sozialisiert werden. Ihr Film Matadoras erhielt mehrere Preise, u.a. Bester Mittellanger Film beim 17. achtung berlin Filmfestival. 

 

Regiekommentar

Während der Recherche zu meinem ersten Langspielfilm stieß ich auf das Hochzeitsvideo meiner Eltern. Im Video sehe ich meinen herausgeputzten Vater und meine Mutter im weißen Kleid vor einer Kapelle. „Wir erziehen dich zur selbstbewussten Außenseiterin“ – diesen Satz bekam ich in meiner Jugend oft von meiner argentinischen Mutter und meinem deutschen Vater zu hören. Besonders wenn ich das Gefühl hatte, nicht zu wissen, wo ich zwischen diesen zwei Kulturen und Identitäten hingehörte. In diesen traditionellen Hochzeitsbildern fand ich jedoch keine Spur vom „Außenseitertum“. Nach der Zeremonie wird angestoßen und ausgiebig gefeiert. Bis meine Mutter von zwei Gästen plötzlich entführt und in eine Polizeiwache gebracht wird. In einigen Regionen im deutschsprachigen Raum ist es Tradition und ein spielerisches Element auf Hochzeiten, die Braut zu entführen. Der Bräutigam muss die Braut suchen und gegen ein Pfand – üblicherweise in Form von alkoholischen Getränken – freitauschen. Meine Mutter, die bis dahin die meiste Zeit ihres Lebens in Argentinien gelebt hatte, hatte nie von diesem Brauch gehört. Meinem Vater wurde nun die Aufgabe zuteil, sie zu finden und zu befreien. Dass meine Eltern diejenigen waren, die am wenigsten Spaß an dieser Tradition hatten, schien die Hochzeitsgäste nicht zu interessieren.
Denn das Brautstehlen gehört nunmal dazu. Ich fand heraus, dass die Ursprünge des Brauchs in einem archaischen, gewalttätigen Akt der Entführung junger Frauen zum Zwecke der Eheschließung liegen. Ich stellte mir die Frage, wie eine solche Geschichte heute, 30 Jahre später, aussehen würde. Kann sich ein solcher Brauch überhaupt trotz vermeintlicher Aufklärung und Emanzipation noch durchsetzen?
Ich begann mich mehr mit dem Thema Liebe in verschiedenen kulturellen Kontexten und den Beziehungsmodellen von früher und heute auseinanderzusetzen. Um das große Universum des Langspielfilms zu erforschen, habe ich mich einigen Aspekten des Stoffes in diesem Kurzfilm angenähert. Ich kreierte die Figuren Luisa und Fred, ein modernes Paar in der heutigen Zeit und ließ sie diese Tradition durchleben.

EL SECUESTRO DE LA NOVIA zeigt, wie Liebe von interkulturellen Erwartungen erschüttert werden kann und wie Bräuche uns in Rollen zurückwerfen können, von denen wir uns längst befreit glaubten. Luisa und Fred werden bei ihrem aufrichtigen Versuch begleitet, zwei Welten  zu vereinen. Ihre Hochzeit, die als eine Emanzipation von traditionellen Strukturen beginnt, entpuppt sich als Beweis dafür, wie schwer es sein kann, neue Wege zu gehen. Wege selbstbewusster Außenseiter*innen, die wir erst einmal selbst erfinden müssen.

Derzeit befinde ich mich in der Entwicklung meines ersten Langspielfilms MARRIAGE BY ABDUCTION, bei dem ich weitere Ebenen der Figuren und des sozialen Gefüges ergründen und erzählen möchte.