Regie Simon(e) Jaikiriuma Paetau, Natalia Escobar mit Zamanta Enevia
BERLIN: Regie Produktion |
D/CO 2022 | DOKFILM | 30 MIN | BERLIN-PREMIERE
ML 5
ACHSHAV AT AHAT MISHELANU – ONE OF US NOW |
INANNA | ARIBADA | 90 MIN
Synopsis
Aribada, ein mythologisches von den Emberá gefürchtetes Monster, halb Mensch halb Jaguar, trifft auf die ästhetische und spirituelle Welt der Traviesas, einer Gruppe indigener trans Frauen der Emberá. Verzaubert von der Schönheit und Kraft ihrer Jais (Geister) geht Aribada mit ihnen eine Allianz zum Aufbau ihrer trans-futuristischen Community ein.
Uraufführung 68. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
Bio
Simon(e) Jaikiriuma Paetau ist interdisziplinäre:r Künstler:in, arbeitet zwischen Film, Videoinstallation und Performance und beschäftigt sich mit queerer Dekolonialität.
Natalia Escobar ist interdisziplinäre Künstlerin. In ihren Arbeiten geht es um intersektionellen Feminismus, andine Phänomenologie, Identität und Erinnerung.
Regiekommentar
Die Mythologie des Volkes der Embera-Chami im Westen Kolumbiens erzählt von der Kraft der Jaibaná, der Chami-Schamanen, die Geister der Vergangenheit, „die Jaís“, so zu kontrollieren, um ihre Community und deren Territorium zu schützen. ARIBADA ist ein mythologisches Wesen, welches sich dieser Kontrolle entzogen hat und nun als untotes Monster, halb Mensch, halb Jaguar, sein Unwesen treibt.
Inspiriert von der Kosmogonie der Emberá im Westen Kolumbiens versuchen wir die cinematographische Sprache zu dekolonialisieren. Der Film schafft einen Raum, in welchem Fiktion, Dokumentarfilm und Performance miteinander verwoben sind und zeitgenössische indigene queere Kultur als ein Ort dargestellt wird, an welchem
Trans- und Emberá-Sein zusammengehören. Eine lebendige Kultur, in der alte und neue Mythen, visuelle Emberá-Kunst und elektronische „Guaracha-Musik“ sich zu einer transkulturellen zeitgenössischen Utopie verbinden.
Die indigene Emberá-Kultur ist für uns nicht lediglich Vergangenheit, sondern zugleich Gegenwart und Zukunft. Und Trans-Sein ist keine moderne westliche Identität, sondern etwas, das in jeder Kultur bestanden hat und weiter existiert.
In ARIBADA werden religiöse Ikonografie, koloniale Bilder und Symbole visuell und erzählerisch infrage gestellt, wie etwa Pferde oder die koloniale Architektur von „la finca“ als traditionelle weiße Herrschaftssymbole. Die kolumbianische Kaffeefinca, die historisch im Besitz „weißer“ patriarchalischer Männer gewesen ist, wird in unserem Film von einer Gemeinschaft von trans Frauen der Emberá bewohnt. Jaís (Geister) koexistieren und leben mit ihnen, ebenso wie digitale Kommunikationsmedien, mit deren Hilfe die Kommunikation mit Aribada, dem wiederauferstandenen mythische Emberá-Monster, vollzogen wird. In unserem Film ist »Aribada« nicht das Monster, für das es bekannt ist. Das wirkliche Monster ist die trans-feindliche Gewalt und der strukturelle Rassismus, gegen den unsere Protagonistinnen ankämpfen, indem sie Tag für Tag existieren, Embera-chamí sprechen, träumen und versuchen ihre Utopie zu verwirklichen.