27 STOREYS

Regie: Bianca Gleissinger

BERLIN: Regie Produktion |
A/D 2023 | DOKFILM | 82 MIN | BERLIN-PREMIERE


Vorführungen am

Mo. 17.4. 17:30 Babylon 1
Tickets

Di. 18.4. 17:45 Babylon 3
Tickets


©Klemens Koscher

Synopsis
27 Stockwerke, 10.000 Menschen: Der weltberühmte Wohnpark Alterlaa in Wien gilt als ikonisches Monument sozialer Utopie. „Wohnen wie die Reichen für alle“ war 1970 die utopische Prämisse des Architekten mit dem klangvollen Namen Harry Glück. Aber was ist von jenem Pioniergeist übrig geblieben? Die Regisseurin begegnet den verschrobenen wie liebenswürdigen Bewohner*innen des Parks – im Schießverein, am Pool auf dem Dach oder auf dem Balkon – und gewährt tiefe Einblicke in ein soziales Biotop. Gleichzeitig begibt sie sich damit an den Ort ihrer Kindheit und stellt mit Humor und viel Selbstironie das einstige Glücksversprechen des Architekten auf den Prüfstand.

Uraufführung 44. Filmfestival Max Ophüls Preis

Regie, Buch Bianca Gleissinger Protagonist:innen Otto Peter Zieger, Julius Ehrlich, Inge und Manfred Hüttinger, Brigitta und Eduard Klinger, Hanna Sassarak, Stephan Palecek Kamera Klemens Koscher Schnitt Kai Eiermann, Antje Lass Ton Tong Zhang, Ines Vorreiter, Victoria Grohs, Tjandra Warsosumarto, Armin Koch, Florian Rabl Musik Philipp Schaeper, Christopher Colaço Redaktion Lucia Haslauer (ZDF), Julia Sengstschmid (ORF) Produzent:in Jens Meurer, Ralph Wieser, Judy Tossell Produktion Mischief Films, Egoli Tossell Pictures Koproduktion ZDF – Das kleine Fernsehspiel, Österreichischer Rundfunk, Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin 

Bio
Bianca Gleissinger *in Wien, wuchs im „Wohnpark Alterlaa“ auf. Sie studierte Theater- Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien und der Freien Universität Berlin. Im Anschluss begann sie ihre Ausbildung an der Berliner Filmhochschule DFFB im Fach Produktion. 27 Storeys ist ihr Abschlussfilm und Langfilmdebüt als Regisseurin und Autorin.

 

Regiekommentar
„Als es mich 2011 für mein Studium nach Berlin verschlug, sollte ich schnell feststellen, dass der Satz „Ich bin im sozialen Wohnbau aufgewachsen.“ etwas anderes über mich erzählen würde, als ich intendiert hatte. Während ich vom Aufwachsen an einem Ort des Wohlstandes, beinahe Luxus berichtete, verstand mein Gegenüber, dass ich mit allen Wassern gewaschen sei und einen sozialen Brennpunkt überlebt hatte. Ein wiederkehrendes Missverständnis, das mich schließlich verleitete, den Blick noch einmal in meine Vergangenheit zu richten. 

10 Jahre nach unserem Auszug, kehrte ich, mit der Intention den Ort meines Aufwachsens wiederzuentdecken, nach Alterlaa zurück. Was ich aber vorfinden sollte war ein Ort, der mir plötzlich fremd war. Alterlaa war nicht mehr „mein Zuhause“ und es gab auch keinen Ort, an den ich hätte zurückkehren können. Bekannte und Freund*innen,die damals unsere Nachbar*innen waren und auch meine Familie – alle Menschen, die den Ort damals zu meinem machten, hatten ihn irgendwann verlassen. Unsere alte Wohnung, in der mittlerweile eine neue Familie lebte, war nicht wiederzuerkennen. Ich war eine Fremde an einem mir fremden Ort. 

Doch was sich anfangs wie eine Herausforderung anfühlte, sollte sich schließlich als Chance für diesen Film und mein ganzes Leben entpuppen. Ich begegnete Menschen meiner Elterngeneration, die sich auf ganz frappante Art von meinen Eltern unterschieden: Sie waren nicht meine Eltern. Ich nahm an ihren Geschichten und Biografien teil und stieß auf ganz neue Art auf die Frage nach Toleranz – nämlich meiner eigenen. Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen getroffen hatten. Entscheidungen, die nicht zu dem passten, was ich für richtig hielt. Und diese Menschen waren damit auch noch glücklich. 

27 Storeys sollte ein Film über einen mir bekannten Ort werden, den eine Generation geprägt hat, die den Sinn des Genderns nicht versteht und sich zum Fasching weiterhin als „Indianer“ kleiden will. Es sollte ein Film-gewordener Streit an Familienweihnachten werden. Doch dieser Film scheiterte und ein Neuer entstand: 27 Storeys erforscht einen neuen, mir unbekannten Ort. Einen Ort, der sein Gegenüber zu Wort kommen lässt. 

Der Ort präsentierte sich mir erst als besonders und außergewöhnlich, als ich ihn von außen betrachten konnte. Die Beobachtungen der Bewohnerinnen zeigen einen Fächer an Lebensentwürfen in Alterlaa auf und erzählen von einstigen Idealen einer gelebten Utopie. 

Eine aktive Auseinandersetzung von meinem erzählerischen Zugang zu diesem Ort, sollte schließlich Teil der Erzählung werden. Die Figur Bianca war nie als solche angelegt, sie sollte als Reaktion auf einen lebendigen Prozess entstehen. So, wie die Generation meiner Eltern, sollte schließlich auch meine eigene Generation einen Körper bekommen, um den Fingerzeig, der mich ein Leben lang begleitet, umkehren zu können.