Im Haus meiner Eltern
Tim Ellrich
Im Haus meiner Eltern
Wettbewerb Spielfilm
Holles Bruder Sven lebt seit Jahrzehnten in stiller Isolation im Elternhaus. Was in ihm vorgeht, bleibt für alle ein Rätsel. Holle hat den Rückzug ihres Bruders nie ganz hingenommen, dennoch konzentriert sie sich auf ihre neue Berufung als Geistesheilerin. Doch als ihre Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wird, wird Holle zunehmend mit dem sich verschlechternden Zustand ihres Bruders konfrontiert und möchte ihm helfen. Während sich ihre anderen Geschwister abwenden, spürt Holle ein noch viel größeres Problem auf sich zukommen.
Tim Ellrich
*1989 in Osnabrück, studierte Philosophie sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien und Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Mit seinen Filmen erlangte er internationale Aufmerksamkeit und gewann zahlreiche Auszeichnungen. IM HAUS MEINER ELTERN ist sein Abschlussfilm.

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Regie: Thi Mai Trang Vo, Nadja Ißler | Buch: Thi Mai Trang Vo, Nadja Ißler
Regiekommentar
»IM HAUS MEINER ELTERN basiert auf meiner eigenen Familie und dem Leben meines schi-zophrenen Onkel, der bis zu seinem Tod bei meinen Großeltern auf dem Dachboden lebte. Er verweigerte jede Behandlung und brachte meine Familie dazu, sich an ihn anzupassen, anstatt irgendetwas zu ändern. Als meine Großeltern älter wurden, wurde die Frage unausweichlich, wer seine Pflege irgendwann übernehmen würde. Meine Mutter, eine von vier Geschwistern, wurde nach und nach in diese Verantwortung hineingezogen, obwohl sie dies nicht wollte. Die Geschichte konzentriert sich sozusagen auf die „gesunden“ Familienmitglieder, die mit einem psychisch kranken Verwandten konfrontiert sind, den sie nie vollständig verstehen können. Die Protagonistin Holle verkörpert dabei diesen Konflikt. Sie ist gefangen in ihrer Helferrolle innerhalb der Familie, während ihre eigenen Bedürfnisse dabei übersehen werden. Als der Tod ihres Bruders näher rückt, scheitert Holle mit all ihren verzweifelten Versuchen, ihm zu helfen. All dies führt zu ihrer Erkenntnis, sich emotional von ihrer Familie zu distanzieren, dem Bedürfnis also, sich gänzlich zu lösen. Der Tod ihres Bruders bringt ihr zwar eine gewisse Befreiung, doch gleichzeitig bleibt der Schmerz über sein verpasstes Leben bestehen. Sven bleibt eine rätselhafte Figur, ähnlich wie mein Onkel in den späten Stadien seiner Schizophrenie – isoliert, ohne wirkliche Identität und weit entfernt von den typischen Darstellungen dieser Erkrankung im Film.
IM HAUS MEINER ELTERN ist ein Film für alle, die das Gefühl der Hilflosigkeit kennen, wennAngehörige mit einem psychisch erkrankten Familienmitglied umgehen müssen, das Pflege und Hilfe benötigt. Es geht um unseren Willen zu helfen und unsere Unfähigkeit, dies manchmal zu tun. Ohne eine vereinfachte Lösung anzubieten, möchte der Film den komplexen Problemen Aufmerksamkeit schenken und eine Plattform schaffen, um darüber miteinander zu sprechen. Für mich bedeutet Kino genau das: Mit Fremden in einem dunklen Raum zu sitzen und zu erkennen, dass die Person auf der Leinwand einem selbst ähnlicher ist als man vermeintlich meint, und sich dadurch weniger allein zu fühlen.«